Messor barbarus – Beschreibung & Haltung

Messor barbarus zählt zu den auffälligsten und am häufigsten gehaltenen Ameisenarten Europas. Ihre starke Farbzeichnung, die ausgeprägte Arbeitsteilung und das charakteristische Sammelverhalten machen sie zu einer Art, die sowohl für Anfänger als auch erfahrene Halter spannend bleibt. Die Tiere stammen aus den warmen und trockenen Regionen des westlichen Mittelmeerraums. Dort haben sie sich an ein Leben in offenen, sonnigen Landschaften angepasst, in denen Samen die wichtigste Ressource darstellen. Genau diese Spezialisierung prägt auch ihr Verhalten im Formicarium, wo Körnerlager, Sortieraktivitäten und das Mahlen zu „Ameisenbrot“ zu den eindrucksvollsten Beobachtungsmomenten gehören.


  • Ausbruchsschutz:

    Dicke Schicht Talkum

  • Wissenschaftlicher Name:

    Messor barbarus

  • Verbreitung:

    Spanien, Portugal, Südfrankreich, Marokko, Nordafrika

  • Kolonieform:

    monogyn

  • Haltungsklasse: 2

    leicht anspruchsvoll

  • Königin:

    14–16 mm, rot-schwarz, können bis 15 Jahre alt werden

  • Arbeiterinnen:

    3–14 mm, stark polymorph, Majore mit großen Köpfen

  • Gründung:

    claustral

  • Winterruhe:

    Ja, 8–12 Wochen bei ca. 12–15°C, optimal Anfang Dezember bis Anfang März

  • Nestbereich:

    Trocken, 24–28°C, 40-50% geringe Feuchtigkeit, Arbeiterinnen übernehmen Befeuchtung, Wasserquelle bereitstellen

  • Arena:

    22–28 °C, 40–60 %, Großflächig, Sand-Lehm-Substrat, trocken

  • Futter:

    Samenmix, Proteine (Insekten)

  • Schwarmflüge:

    Spätsommer bis Herbst


Verbreitung & natürlicher Lebensraum

Der natürliche Lebensraum von Messor barbarus erstreckt sich von der Iberischen Halbinsel über Südfrankreich bis nach Marokko und Teile Nordafrikas. Die Tiere bevorzugen trockene, offene Flächen, etwa steppenartige Graslandschaften, Felshänge oder lichten Waldsaum. In diesen Lebensräumen finden sie reichlich Samenfutter und können tiefreichende Erdnester anlegen, die in kargem Boden erstaunliche Dimensionen erreichen. Der Jahresrhythmus dieser Regionen – heiße Sommer, kühle Winter und kaum konstante Feuchtigkeit – spiegelt sich auch in ihren Haltungsansprüchen wider.



Kastenbau & Aussehen

Die Kolonie von Messor barbarus ist monogyn und wird von einer einzelnen Königin geführt. Diese erreicht eine Größe von rund 14 bis 16 Millimetern und wirkt durch ihre rot-schwarze Färbung besonders imposant. Charakteristisch ist ihr breiter Gaster, der vor allem während aktiver Eiablage gut sichtbar wird.

Die Arbeiterinnen sind stark polymorph aufgebaut: Minors, Medias und Majors unterscheiden sich deutlich in Körpergröße und Kopfstruktur. Die kleinsten Arbeiterinnen sind lediglich wenige Millimeter groß, während ausgewachsene Majore bis zu 14 Millimeter erreichen und durch ihre riesigen Köpfe auffallen. Diese Köpfe dienen dem Zerkleinern harter Samen – eine Fähigkeit, die die Art entscheidend prägt.

Auch die Männchen sind gut zu erkennen: Sie sind schlank gebaut, schwarz gefärbt und erscheinen ausschließlich zur Geschlechtstierphase.



Ernährung & Futterbedarf

Als ausgesprochene Granivore lebt Messor barbarus hauptsächlich von Samen. Diese werden gesammelt, sortiert, zwischengelagert und schließlich von Majorarbeiterinnen zerkleinert. Im Formicarium sollte deshalb immer eine breite Mischung verfügbar sein. Bewährt haben sich Samen wie Hirse, Grassamen, Chia und speziell zusammengestellte Körnermischungen für Ernteameisen.

Auch wenn die Art auf Körner spezialisiert ist, benötigt sie zusätzlich tierische Proteine, vor allem während der Brutpflege. Kleinere Heimchen, Fliegen oder zerteilte Mehlwürmer reichen vollkommen aus. Kohlenhydratquellen wie Honigwasser oder Zuckerlösung ergänzt man am besten gelegentlich – die Tiere nutzen diese Energie besonders in aktiven Phasen.

Ein zentraler Hinweis betrifft die Feuchtigkeit: Werden Samen feucht, beginnen sie zu keimen oder zu schimmeln. Daher müssen Lagerkammern trocken bleiben, was bei der Gestaltung des Nestbereichs unbedingt berücksichtigt werden muss.



Haltungsbedingungen & Klima

Die Haltungsbedingungen orientieren sich am mediterranen Klima. Der Nestbereich sollte warm gehalten werden und benötigt deutlich weniger Feuchtigkeit als andere Arten, was die Haltung erleichtert. Temperaturen zwischen 24 und 28 Grad gelten als optimal. Die Arena kann etwas kühler sein, da die Tiere dort in der Natur ebenfalls wechselnde Temperaturen erleben.

Die Luftfeuchtigkeit bleibt im Nest niedrig – zu feuchte Bereiche führen sofort zu Problemen mit schimmelnden Körnern. Ein Sand-Lehm-Boden in der Arena, kombiniert mit trockenen Bereichen für Samenlager, bildet das natürliche Habitat gut nach.

Eine Winterruhe ist notwendig. Etwa acht bis zwölf Wochen bei 12 bis 15 Grad sorgen dafür, dass sich die Königin regeneriert und anschließend wieder regelmäßiger Eier legt.



Nestform & Formicariengestaltung

In der Natur baut Messor barbarus komplexe Erdnester mit tiefen Hauptkammern und ausgedehnten Nebensystemen. Für das Formicarium eignen sich Nester aus Ytong oder Acryl, aber auch Sand-Lehm-Nester funktionieren gut, solange Feuchtigkeit kontrolliert wird. Das Nest sollte mehrere Bereiche mit unterschiedlichen Feuchtigkeitszonen bieten, wobei der Großteil eher trocken gehalten wird.

Die Arena darf ruhig großzügig ausfallen, da diese Art sehr aktiv ist und intensiv sammelt. Ein Substrat aus Sand-Lehm unterstreicht das natürliche Verhalten. Als Ausbruchsschutz genügt eine dicke Schicht Talkum oder PTFE – Messor barbarus ist kein extrem ausbruchsstarker Kletterer.



Kolonieentwicklung & Wachstum

Die Kolonieentwicklung erfolgt zunächst vergleichsweise langsam. In den ersten Monaten nach der Gründung durchläuft die Königin eine claustrale Phase, in der sie sich allein versorgt. Sobald die ersten Arbeiterinnen schlüpfen, beginnt die Kolonie stetig zu wachsen.

Der Entwicklungszyklus – Ei, Larve, Puppe, Arbeiterin – dauert bei guten Bedingungen etwa vier bis sechs Wochen. Kolonien können mehrere Tausend Individuen erreichen und zeigen ab einer gewissen Größe stark organisierte Aktivitäten. Besonders eindrucksvoll wird das Verhalten der Majore, die erst produziert werden, wenn die Kolonie einen bestimmten Entwicklungsstand erreicht hat.



Besonderheiten & Verhalten

Neben dem Körnersammeln zeigt Messor barbarus ein ausgeprägtes Organisationsverhalten. Die Tiere legen regelrechte Kornkammern an, trennen Samen nach Größe und Härte und nutzen ihre Majore für die Verarbeitung. Dieses Verhalten erinnert an primitive Landwirtschaft und ist unter Ameisen sehr selten.

In der Arena bilden sie häufig deutliche Laufstraßen aus, besonders wenn ein attraktiver Futterplatz gefunden wurde. Zudem ist die Art friedlich und verhält sich selbst bei größeren Kolonien eher defensiv.

Schwarmflüge & Fortpflanzung

Schwarmflüge finden typischerweise im Spätsommer bis Herbst statt, abhängig von regionalen Temperaturen. Nach dem Schwarmflug wirft das Weibchen die Flügel ab, gräbt eine kleine Gründungskammer und beginnt die claustrale Phase. Im Formicarium können Geschlechtstiere produziert werden, sofern die Kolonie sehr groß und klimatisch optimal versorgt ist.


  • Vorteile

    • interessante Lebensweise (Nahrung besteht aus Körnern)
    • relativ robust
    • können längere Zeit nur von Körnern leben
    • relativ schnelle Entwicklung
    • keine guten Kletterer
  • Herausforderungen

    • passendes Klima für die Winterruhe
    • bereitstellung von genügend Körnern
    • Kolonien werden relativ groß
    • weite Laufwege sind wichtig