Lasius fuliginosus – Lebensweise, Nestbau & Haltung im Detail
Die „Schwarze Wegameise“ als Spezialist unter Europas Ameisen
Lasius fuliginosus, auch bekannt als Schwarze Wegameise, gehört zu den faszinierendsten Ameisenarten Europas. Ihre extrem glatten, fast lackschwarzen Körper, ihre außergewöhnlichen Nestbauten aus Karten- bzw. Kartonnestern und ihre symbiotische Lebensweise machen sie zu einer biologisch außergewöhnlichen Art. Gleichzeitig ist sie aufgrund ihrer komplexen Gründungsbiologie und der besonderen Anforderungen an Klima, Nahrung, Platz und Material nur für erfahrene Ameisenhalter geeignet.
Die Art kommt in ganz Europa vor, bevorzugt aber strukturreiche Misch- und Laubwälder. Dort baut sie komplexe Nestsysteme in Baumhöhlen, totem Holz und unter Rinde. Die Kombination aus wissenschaftlich spannender Sozialbiologie und ihrem einzigartigen Nest führt dazu, dass Lasius fuliginosus von Forschern ebenso geschätzt wird wie von erfahrenen Haltern.
Wie Lasius fuliginosus in der Natur lebt
Lasius fuliginosus gehört zur Untergattung Cautolasius und ist eng mit Lasius umbratus und Lasius mixtus verwandt. Die Art ist sehr polygyn, besitzt also mehrere Königinnen pro Kolonie. Kolonien können unter optimalen Bedingungen mehrere Millionen Arbeiterinnen umfassen und mehrere Zweignester bilden.
Die Ameisen sind aphidikol, leben also stark in Verbindung mit Blattläusen. Ein großer Teil der Kohlenhydrate, die sie benötigen, stammt aus Honigtau. Darüber hinaus jagen sie kleine Arthropoden und Aas, sodass sie zwar oft als „süßfutterorientiert“ gelten, jedoch auch dauerhaft Proteine benötigen.
Ökologisch betrachtet zeigt die Art eine klare Bindung an alte Bäume, besonders Eichen, Linden und Kastanien, die große Höhlen, Fäulniszonen oder abgestorbenes Kernholz anbieten. Solche Strukturen sind essenziell für den Bau ihrer berühmten Kartonnester.
Das Kartonnest der Lasius fuliginosus
Der Nestbau von Lasius fuliginosus ist eines der bemerkenswertesten Merkmale dieser Art und unterscheidet sie deutlich von den meisten anderen mitteleuropäischen Ameisen. Die Art gehört zu den wenigen bekannten „Kartonnest-Ameisen“ Europas. Sie errichtet ihre Nester nicht primär aus Erdmaterial oder Holz, sondern aus einem Kartonstruktur-Material, das aus zersetzten Pflanzenfasern und fungal verklebten Substanzen besteht. Dieser Karton wird durch eine einzigartige Kooperation zwischen den Ameisen und einem spezifischen Pilz stabilisiert.
Pilzsymbiose beim Nestbau
Lasius fuliginosus nutzt einen Ascomyceten-Pilz, der eng mit den Nestwänden verknüpft ist. Die Ameisen tragen Holzfasern, zerkleinerte Rindenstücke und verrottendes Pflanzenmaterial in das Nest ein. Diese Materialien dienen dem Pilz als Substrat. Der Pilz bildet anschließend ein dichtes Geflecht aus Hyphen, das die Fasern miteinander verbindet und so die charakteristische Kartonstruktur erzeugt.
Wichtig ist:
Der Pilz lebt nicht unabhängig in der Natur — er wird koloniespezifisch weitergegeben.
Neue Kolonien entstehen nur durch Sozialparasitismus (Adoption in eine Wirtskolonie) und übernehmen dabei automatisch den Pilz.
Der Kartonpilz wächst aktiv weiter und stabilisiert das Nest dauerhaft.
Diese Pilzsymbiose ist funktional vergleichbar mit der von Lasius umbratus und Lasius mixtus, aber bei Lasius fuliginosus ist die Kartonform besonders ausgeprägt und fester strukturiert.
Standort der Nester
Die Art bevorzugt:
- hohle Bäume (Eiche, Buche, Ahorn, alte Obstbäume)
- faulende Wurzelhöhlen
- Baumspalten und abgestorbenes Innenholz
- gelegentlich künstliche Hohlräume (Holzpfosten, Telefonmasten)
Wichtig ist der innere Zustand: Das Holz darf nicht völlig verrottet sein, muss aber bereits angegriffen sein und genügend Mikrohabitate für den Pilz bieten.
Architektur und Struktur
Die Kartonnester bestehen aus:
- mehrschichtigen Platten
- verzweigten Röhren- und Tunnelstrukturen
- stabilen „Wänden“, die oft 2–4 mm dick sind
- brutfördernden Kammern mit höherer Feuchte
Die Struktur ähnelt einer Mischung aus Wabensystem und Papierschaum.
Besonders typisch:
Die Nestwände sind oft vollständig schwarz, was dem volkstümlichen Namen „Schwarze Holzameise“ gerecht wird.
Feuchtigkeit & Mikroklima
Der Pilz benötigt ein leicht feuchtes, aber gut belüftetes Mikroklima, gewöhnlich:
- 60–80 % Luftfeuchtigkeit im Nestinneren
- konstante Temperaturen von 20–25°C
Die Ameisen regulieren dies aktiv, indem sie:
- Feuchtigkeit nach außen tragen
- Luftströme über Tunnel verändern
- Material entfernen oder neu eintragen
Die Kolonie kann ihre Nestgröße erheblich erweitern – in alten Baumhöhlen entstehen leicht Nester mit einem Volumen von mehreren Litern.
Biologische Besonderheiten des Nestbaus
Wissenschaftlich belegt sind folgende Schlüsselmerkmale:
- Die Pilzhyphen werden von Arbeiterinnen gepflegt, ähnlich wie Blattschneiderameisen ihren Pilz pflegen.
- Die Kartonoberflächen besitzen antimikrobielle Eigenschaften, wahrscheinlich durch den Pilz oder fermentspeichernde Drüsensekrete der Ameisen.
- Die Neststruktur ist extrem langlebig – Kartonnester können 10+ Jahre bestehen.
Die Stabilität ist so hoch, dass selbst aufgegebene Nester lange erhalten bleiben.en.
Vom Schwarmflug bis zur Großkolonie
Die Schwarmflüge von Lasius fuliginosus finden meist Juli bis August statt. Die Gründung ist jedoch hochspezialisiert und erschwert:
Die Königin kann NICHT alleine gründen.
Sie ist eine sogenannte sozialparasitische Königin und benötigt zum Start eine Wirtskolonie (meist Lasius umbratus). Nur durch Infiltration der Wirtsarbeiterinnen kann sie überleben und später eine eigene Kolonie etablieren.
Dies macht die Art für die Haltung problematisch, weshalb echte Gründungskolonien so gut wie nie regulär erhältlich sind und die Art nur von sehr erfahrenen Haltern gepflegt wird.
Wenn eine Kolonie etabliert ist, geht die Entwicklung jedoch schnell voran. Die Art produziert große Mengen Arbeiterinnen, wenn die Neststrukturen sicher, stabil und trocken sind.
Ernährung & Sammelverhalten: Was frisst Lasius fuliginosus?
Die Art ist ein ausgeprägter Trophobiont, der Blattläuse pflegt und deren Honigtau nutzt. In der Haltung werden daher folgende Futtersorten empfohlen:
- Honiglösungen
- Ahornsirup
- Zuckerwasser
- Insekten: Fliegen, Heimchen, Mehlwürmer, Schaben
- Kleine Spinnen oder andere Waldinsekten
- Optional: weiche Früchte (Apfel, Birne) in kleinen Mengen
Außerdem sind Proteine für das Brutwachstum essenziell. Eine rein süße Ernährung führt zu Entwicklungsstopp.
Temperatur- und Feuchtigkeitsansprüche
Lasius fuliginosus lebt natürlicherweise in Holzstrukturen mit relativ konstantem Mikroklima.
Für die Haltung sind folgende Bedingungen optimal:
Nest
- 20–24°C
- geringe Feuchtigkeit im Karton
- Holzhohlräume, Rindenstücke oder künstliche Holzkammern
- gute Belüftung
Arena
- 20–26°C
- leicht feuchtes bis trockenes Substrat
- Klettermöglichkeiten (Rinde, Äste, vertikale Flächen)
Wichtig: Zu hohe Feuchtigkeit zerstört Kartonneststrukturen und führt zu Schimmel.
Verhalten & Kommunikation von Lasius fuliginosus
Lasius fuliginosus gilt als eine der sozial komplexesten Ameisenarten Europas. Ihr Verhalten ist äußerst koordiniert, was unter anderem durch ein sehr differenziertes Kommunikationssystem ermöglicht wird.
Dominantes und territoriales Verhalten
Kolonien dieser Art zählen zu den aggressivsten Holzbewohnern. Sie verteidigen ihr Revier gegen:
- andere Ameisenarten
- artfremde Lasius-Kolonien
- kleinere Arthropoden
Die Arbeiterinnen sind durch ihre Körpergröße und Stärke ausgezeichnete Kämpfer.
Chemische Kommunikation
Wie bei vielen Formicinae-Arten spielt Chemie die zentrale Rolle:
- Pheromone steuern Rekrutierung, Alarm, Spurverfolgung, Nestaktivität.
- Forschungen zeigen eine hohe Pheromonkomplexität, insbesondere bei Alarm- und Aggressionssignalen.
- Das Wegspurpheromon wird schnell abgebaut — ideal für flexible, kurze Suchwege.
Kollektive Organisation & Arbeitsteilung
Die Kolonie zeigt:
ausgeprägte Arbeitsteilung
differenzierte Rollen nach Alter (Altersarbeitsteilung)
hoch koordinierte Futtersuche
Jüngere Arbeiterinnen bleiben im Nest, pflegen Brut und Pilz, während ältere Arbeiter dem Außendienst nachgehen.
Angriffstaktiken
Bei Bedrohung:
- mehrere Arbeiter stürzen gleichzeitig heraus
- sie setzen Formicinsäure als chemische Waffe ein
- die Rekrutierung erfolgt innerhalb von Sekunden
- bekannte Methode: „Truppenverteidigung“ in kurzer Spirallinie – typisch für Lasius-Arten
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