Acromyrmex octospynsus– Beschreibung & Haltung

Acromyrmex octospinosus ist eine neotropische Blattschneiderameise aus der Gattung Acromyrmex, die Blattmaterial sammelt, um damit einen symbiotischen Pilzgarten (meist Leucoagaricus gongylophorus) zu kultivieren. Die Art kommt vor allem in Mittelamerika (südliches Mexiko bis Panama) sowie in Teilen Nord-Südamerikas vor und ist für ihre ausgeprägte Arbeitsteilung, bimodale Arbeiterverteilung und ausgeprägten forager-Zyklen bekannt. Sowohl Ökologen als auch Praktiker beschäftigen sich intensiv mit ihrem Nestbau, ihrer Pilzpflege und ihrem anspruchsvollen Haltungsbedarf in Gefangenschaft.


  • Ausbruchsschutz:

    Dicke Schicht Talkum

  • Wissenschaftlicher Name:

    Acromyrmex octospinosus

  • Verbreitung:

    Mittel- und Südamerika (u. a. südliches Mexiko bis Venezuela), vereinzelt eingeführt auf karibischen Inseln

  • Kolonieform:

    polygyn, selten monogyn

  • Haltungsklasse: 3

    nur für erfahrene Halter, da Gründung sehr schwer

  • Königin:

    ca. 12–13 mm (Größe variiert leicht mit Herkunft); vergleichsweise kräftig gebaut

  • Arbeiterinnen:

    ca. 5–12 mm, polymorph (Minor–Media–Major)

  • Gründung:

    claustral, mit Pilz von der Mutterkolonie

  • Winterruhe:

    Keine; tropische Art benötigt konstante Temperaturen und Feuchte ganzjährig

  • Nestbereich:

    Pilzkammer ideal bei 24–28 °C mit sehr hoher Luftfeuchte (85–98 %), gut belüftet aber schimmelarm; Substrat feinkörnig, leicht feuchthaltig (kein nasses Erdsubtrat direkt auf dem Pilz).

  • Arena:


    21–28 °C, moderate Luftfeuchte ca. 40–70 %, trockener bis leicht feuchter Boden

  • Futter:

    Frische, pestizidfreie Blätter (z. B. Rosen, Himbeere, Brombeere, Kräuter)

  • Schwarmflüge:

    Saisonal, abhängig von regionaler Regen- bzw. Trockenzeit; genaue Termine variieren nach Herkunftsgebiet


Verbreitung & natürlicher Lebensraum

Acromyrmex octospinosus ist eine weitverbreitete Blattschneiderart, die in tropischen und subtropischen Regionen Mittel- und Südamerikas vorkommt. Zu ihrem natürlichen Habitat zählen Mexiko, Belize, Guatemala, weite Teile des Amazonasbeckens sowie zahlreiche Karibikinseln wie Trinidad, Dominica und Martinique. Die Art besiedelt vor allem warme, feuchte Zonen mit dichter Vegetation – darunter Regenwälder, Sekundärwälder, lichte Waldränder und landwirtschaftlich genutzte Flächen.

Besonders typisch ist ihre Anpassung an Böden mit hoher organischer Aktivität. Die Nester befinden sich meist im Erdreich, können aber auch unter Totholz, zwischen Wurzelstrukturen oder unter Laubschichten angelegt werden. Der Lebensraum ist geprägt durch konstante Wärme, hohe Luftfeuchtigkeit und eine stabile, dichte Pflanzenwelt – ideale Bedingungen, um Blätter zu sammeln und den symbiotischen Pilz Leucoagaricus gongylophorus erfolgreich zu kultivieren. Da die Kolonien auf frisches Pflanzenmaterial angewiesen sind, findet man Acromyrmex octospinosus fast ausschließlich in Gebieten mit ganzjähriger Vegetation.



Kastenbau & Aussehen

Die Kolonie von Acromyrmex octospinosus ist überwiegend polygyn, das heißt, mehrere Königinnen gründen den Staat und bleiben dessen reproduktive Basis. Die Königin misst etwa 12–14 Millimeter und besitzt eine dunkelbraune bis schwarzbraune Färbung. Ihr kräftiger, kompakter Körperbau und die ausgeprägte Behaarung sind typische Merkmale vieler Acromyrmex-Arten.

Die Arbeiterinnen sind relativ stark polymorph, was bedeutet, dass verschiedene Größenkasten existieren. Die kleinsten Arbeiterinnen (Minors) erreichen lediglich 3 mm und kümmern sich vor allem um den Pilzgarten. Medias, im Bereich 6–9 mm, bilden die Hauptkaste und übernehmen Blatttransport und Pilzpflege. Die größten Arbeiterinnen (Majors) haben kräftigere Köpfe und dienen der Verteidigung sowie dem Zerkleinern von Pflanzenmaterial.

Die Männchen erscheinen ausschließlich zur Geschlechtstierphase. Sie sind schlank, schwarzbraun und deutlich zarter gebaut als Arbeiterinnen und Königin. Der morphologische Unterschied zwischen den Kasten ist bei Acromyrmex octospinosus weniger extrem als bei Arten der Gattung Atta, aber dennoch gut ausgeprägt.



Ernährung & Futterbedarf

Wie alle Blattschneiderameisen lebt Acromyrmex octospinosus in enger Symbiose mit einem Pilz der Gattung Leucoagaricus. Dieser Pilz dient als alleinige Nahrungsgrundlage für Königin, Arbeiterinnen und Brut. Die Ameisen selbst fressen dabei nicht die eingetragenen Blätter, sondern ausschließlich die Nährkörper („Gongylidien“), die der Pilz bildet.

Für die Ernährung im Formicarium eignen sich:

  • Brombeer- und Himbeerblätter
  • Rosen- & Obstbaumblätter
  • Löwenzahn, Klee, Liguster
  • Blütenblätter (Rosen, Hibiskus)
  • Kräuter (Basilikum, Minze – vorsichtig testen)

Wichtig:

Alle Futterpflanzen müssen pestizidfrei sein, da Blattschneider extrem empfindlich auf Fungizide, Insektizide und andere Rückstände reagieren.

Der Pilzgarten benötigt vor allem:

  • weiches, frisch befeuchtetes Pflanzenmaterial
  • stabile Klima- und Feuchtigkeitsbedingungen
  • keine direkte Besprühung mit Wasser

Blätter müssen frisch und sauber sein. Es empfiehlt sich, sie vor dem Verfüttern leicht mit Wasser zu benebeln – niemals jedoch den Pilz selbst ansprühen.



Haltungsbedingungen & Klima

Die Haltung dieser Art ist anspruchsvoll und wird aus diesem Grund der Haltungsklasse „3“ zugeordnet. Im Mittelpunkt steht das stabile Mikroklima des Pilzgartens, das sorgfältig nachgebildet werden muss.

Empfohlene Parameter:

  • Nesttemperatur: 24–27 °C
  • Nestfeuchtigkeit: 85–95 %
  • Arena-Temperatur: 21–26 °C
  • Arena-Feuchtigkeit: 50–70 %
  • Keine Winterruhe

Der Pilzgarten benötigt eine warme, konstante Umgebung mit hoher Luftfeuchtigkeit, sollte aber gut belüftet sein, da stehende Feuchte zu Kondenswasser und Pilzschäden führt. Deshalb eignen sich Formicarien mit aktiver oder passiver Belüftung sowie getrennten Kammern.

Da der Pilz bei Unterkühlung oder Feuchteschwankungen kollabieren kann, sollte die Temperatur über Heizkabel oder Heizmatten stabilisiert werden, jedoch immer indirekt, ohne den Pilz zu überhitzen.

In der Arena reicht mittlere Feuchte aus – zu nasse Bereiche würden das Pflanzenmaterial schneller zersetzen und die Arbeiterinnen belasten.



Nestform & Formicariengestaltung

In der Natur bauen Acromyrmex octospinosus unterirdische Nester mit mehreren Kammern, die auf die Pilzkultur ausgelegt sind. Typisch sind:

  • Hauptpilzkammern
  • Sammel- und Zwischenkammern
  • Abfallkammern („Müllhöhlen“)
  • mehrere seitliche Eingänge

Die Kammern liegen flach unter der Erdoberfläche oder unter Wurzelsystemen. Die Art baut ihre Pilze in einer Wolken-artigen Struktur aus kleinen, lockeren Fragmenten – deutlich weniger massig als die kompakten Kugeln der Gattung Atta.

Für die Haltung im Formicarium eignen sich:

  • modulare Blattschneider-Formicarien
  • Kombinationen aus Pilzkammer, Futterkammer und Abfallkammer
  • Zylinder- oder Boxsysteme, die mehrere Bereiche trennen
  • Pilzkammern aus Kunststoff oder Glas, feuchtigkeitsstabil und schimmelresistent

Der Abfall muss unbedingt getrennt gesammelt werden. Eine separate Müllkammer verhindert, dass Keime den Pilz erreichen.

Als Substrat eignet sich:

  • humusreiches Regenwald-Substrat für die Pilzkammer
  • blanker Boden oder feiner Sand in der Futterkammer
  • trockener, unempfindlicher Untergrund in der Abfallkammer


Kolonieentwicklung & Wachstum

Nach dem Schwarmflug gründet die Jungkönigin claustral. Sie trägt ein kleines Pilzstück (Fungus-Inokulum) im Mundraum und legt es nach der Gründung in die Kammer. Mit eigenen Kotsekreten ermöglicht sie das erste Wachstum des Pilzes.

Die erste Brutgeneration umfasst nur wenige Arbeiterinnen (Naniten), die den Pilz pflegen und Blätter eintragen. Ab diesem Punkt wächst die Kolonie stetig, aber deutlich langsamer als Atta-Arten. Große Kolonien können dennoch mehrere zehntausend Individuen umfassen.

Die Entwicklung pro Brutzyklus benötigt bei guten Bedingungen 6–8 Wochen. Sobald die Kolonie stabil ist, entstehen zunehmend polymorphe Kasten und spezialisierte Aufgabenverteilungen.



Besonderheiten & Verhalten

Acromyrmex octospinosus zeigt eine ausgeprägte Arbeitsteilung und ist durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet:

  • ausgeprägtes Blatt-Schneideverhalten
  • strukturierte Laufstraßen zwischen Nahrungspflanzen und Nest
  • sorgfältiges Reinigen und Zerkleinern des Pflanzenmaterials
  • strikte Pflege des Pilzgartens
  • aktive Mülltrennung und Hygieneverhalten

Typisch ist das ständige „Grooming“, um die Pilzoberfläche von Fremdsporen zu befreien. Auch die Abwehrfauna (z. B. symbiotische Bakterien auf dem Exoskelett) wird gepflegt – diese Mikroorganismen schützen den Pilz vor Pathogenen.

Im Gegensatz zu Atta sind die Kolonien kleiner, aber dafür flexibler in der Wahl der Pflanzen. Das Verhalten wirkt weniger aggressiv, aber sehr organisiert und effizient.



Schwarmflüge & Fortpflanzung

Schwarmflüge finden in der Natur meist zu Beginn der Regenzeit statt, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch und die Vegetation im Wachstum ist. In Teilen der Karibik wurden Schwarmflüge im Spätsommer dokumentiert. Nach der Paarung verliert das Weibchen ihre Flügel, sucht einen geeigneten Boden und legt die Gründungskammer an.

Im Formicarium entstehen Geschlechtstiere nur in sehr großen Kolonien unter optimalen Bedingungen – meist frühestens nach mehreren Jahren.


  • Vorteile

    • faszinierende Symbiose aus Ameisen und Pilz
    • gut beobachtbares Schneide- und transportverhalten
    • beeindruckende organisation im Nest
    • etwas kleiner als Atta Arten, weniger Platzbedarf
  • Herausforderungen

    • Klima muss stabil sein
    • empfindlich gegenüber Pestiziden und Fungiziden
    • 3-Kammer-System zwingend notwendig
    • sehr anspruchsvolle Gründungsphase