Lasius fuliginosus – Beschreibung & Haltung

Lasius fuliginosus ist eine der außergewöhnlichsten Ameisenarten Europas. Trotz ihrer vergleichsweise geringen Körpergröße zählt sie zu den ökologisch dominantesten Arten unserer Wälder. Ihre tiefschwarze Färbung, das stark glänzende Erscheinungsbild und vor allem ihr einzigartiger Nestbau aus sogenanntem Kartonmaterial machen sie zu einer biologischen Besonderheit unter den heimischen Ameisen.


  • Ausbruchsschutz:

    Dicke Schicht Talkum

  • Wissenschaftlicher Name:

    Lasius fuliginosus

  • Verbreitung:

    Mittel- und Südeuropa, Mitteleuropa (Deutschland, Österreich, Schweiz), Balkan, bis nach Westsibirien.

  • Kolonieform:

    polygyn, sehr viele Königinnen

  • Haltungsklasse: 3

    nur für erfahrene Halter, da Gründung sehr schwer, sehr spezielle Nestansprüche

  • Königin:

    ca. 8-9 mm

  • Arbeiterinnen:

    ca. 3-5 mm, monomorph, tiefschwarz glänzend

  • Gründung:

    sozialparasitär, bevorzugt bei Lasius umbratus

  • Winterruhe:

    ja, 4-5 Monate bei 2-6 °C

  • Nestbereich:

    moderates Klima, 18-24 °C

  • Arena:

    18-26 °C, moderate Luftfeuchte ca. 40–60 %, trockener bis leicht feuchter Boden

  • Futter:

    Honigtau bzw. Honig- und Zuckerwasser; kleine Insekten aller Art

  • Schwarmflüge:

    Juni - August, meist bei warm-schwülem Wetter


Verbreitung & natürlicher Lebensraum

Lasius fuliginosus, die Glänzendschwarze Holzameise, ist eine weit verbreitete Art der gemäßigten Zone Europas. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich von West- und Mitteleuropa über Süd- und Osteuropa bis in Teile Westasiens. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist sie regional häufig.

In der Natur bewohnt Lasius fuliginosus vor allem strukturreiche, halboffene Lebensräume. Besonders typisch sind alte Laub- und Mischwälder, Waldränder, Parkanlagen, Streuobstwiesen sowie baumreiche Gärten. Entscheidend für ihr Vorkommen ist das Vorhandensein alter Bäume, Totholz oder hohler Strukturen, da diese für den außergewöhnlichen Nestbau der Art essenziell sind. Anders als viele bodennistende Ameisenarten ist Lasius fuliginosus stark an Holz gebunden und meidet extrem trockene oder völlig offene Standorte.



Äußeres Erscheinungsbild

Die Kolonien von Lasius fuliginosus sind in der Regel stark polygyn, das heißt, sie besitzen mehrere Königinnen. Diese Mehrköniginnenstruktur ermöglicht der Art, sehr große und langlebige Kolonien aufzubauen, die sich über weite Bereiche eines Baumes oder sogar über mehrere verbundene Strukturen erstrecken können.

Die Königinnen erreichen eine Körperlänge von etwa 8 bis 9 Millimetern. Sie sind kräftig gebaut, glänzend schwarz gefärbt und besitzen im Vergleich zu anderen Lasius-Arten einen auffällig massiven Thorax. Arbeiterinnen sind mit etwa 3,5 bis 5 Millimetern deutlich kleiner, ebenfalls tiefschwarz und stark glänzend. Ein ausgeprägter Polymorphismus wie bei Pheidole- oder Messor-Arten fehlt, dennoch gibt es leichte Größenunterschiede innerhalb der Arbeiterinnenkaste.

Männchen erscheinen nur während der Geschlechtstierphase. Sie sind schlanker gebaut, besitzen lange Flügel und einen im Verhältnis kleinen Kopf. Außerhalb der Schwarmflugzeit sind sie in der Kolonie nicht zu beobachten.



Ernährung & trophische Beziehungen

Lasius fuliginosus ernährt sich in der Natur überwiegend von zuckerhaltigen Nahrungsquellen. Den Hauptanteil bildet Honigtau, der von Blattläusen, Schildläusen und anderen pflanzensaftsaugenden Insekten ausgeschieden wird. Die Ameisen pflegen diese Insekten intensiv, verteidigen sie gegen Fressfeinde und transportieren sie teilweise aktiv zu günstigen Futterpflanzen.

Ergänzend nehmen die Tiere tierische Proteine auf. Dazu gehören kleine Insekten, Aas sowie gelegentlich erbeutete Arthropoden. Diese Proteinquellen sind besonders wichtig für die Brutaufzucht. In der Haltung lässt sich das natürliche Nahrungsspektrum gut nachbilden, indem regelmäßig Zucker- oder Honigwasser sowie kleine Futterinsekten angeboten werden.



Sozialverhalten & Kommunikation

Lasius fuliginosus ist eine ausgesprochen soziale und gut organisierte Ameisenart. Innerhalb der Kolonie herrscht eine klare Arbeitsteilung. Arbeiterinnen übernehmen je nach Alter und Bedarf Aufgaben wie Brutpflege, Nestbau, Nahrungssuche oder Verteidigung.

Die Kommunikation erfolgt überwiegend chemisch über Pheromone. Besonders gut ausgeprägt sind Alarm- und Rekrutierungspheromone, die es der Art ermöglichen, sehr schnell große Arbeiterinnengruppen zu mobilisieren. Bei Störungen reagieren Kolonien häufig aggressiv und koordiniert, was sie in der Natur zu effektiven Verteidigern ihrer Nester macht.

Charakteristisch ist auch ihre starke Territorialität. Die Kolonien besetzen oft große Areale und verteidigen diese energisch gegen andere Ameisenarten, insbesondere gegen konkurrierende Lasius-Arten.



Koloniegründung & Entwicklung

Die Koloniegründung von Lasius fuliginosus gehört zu den komplexesten unter europäischen Ameisen. Die Art ist sozialparasitisch in der Gründungsphase. Jungköniginnen gründen ihre Kolonien nicht selbstständig, sondern dringen in bestehende Kolonien Lasius-Arten ein, meist in Lasius umbratus Kolonien. Dort töten oder verdrängen sie die Wirtskönigin und übernehmen schrittweise die Kontrolle über die fremden Arbeiterinnen.

Erst nach dieser parasitischen Phase beginnt die eigene Arbeiterinnenproduktion. Mit zunehmender Koloniegröße wächst auch das Kartonnest und kann über viele Jahre hinweg kontinuierlich erweitert werden. Große Kolonien können mehrere hunderttausend Individuen umfassen und Jahrzehnte bestehen.



Die ökologische Rolle von Lasius fuliginosus im natürlichen Lebensraum

Lasius fuliginosus nimmt in mitteleuropäischen Wäldern eine besondere ökologische Schlüsselrolle ein. Als dominante Baum- und Waldameise beeinflusst sie sowohl die Insektenfauna als auch die Struktur von Mikrohabitaten erheblich. Durch ihre ausgeprägte Trophobiose mit Blatt- und Rindenläusen reguliert sie deren Populationen und wirkt indirekt auf den Gesundheitszustand von Bäumen ein. Gleichzeitig verdrängt sie konkurrenzschwächere Ameisenarten aus ihrem direkten Umfeld, wodurch sie klare Reviergrenzen etabliert.

Besonders auffällig ist ihr Einfluss auf Totholzbereiche. Alte Baumstümpfe, abgestorbene Äste oder hohle Stammabschnitte werden bevorzugt besiedelt und durch das Anlegen von Kartonnestern langfristig stabilisiert. Diese Strukturen schaffen wiederum Lebensräume für weitere wirbellose Arten, etwa Milben, Käferlarven oder Springschwänze. Lasius fuliginosus fungiert somit nicht nur als Räuber und Sammler, sondern auch als indirekter Habitatgestalter im Waldökosystem.



Schwarmflug von Lasius fuliginosus

Auslösend für den Schwarmflug sind mehrere Umweltfaktoren, die zusammenkommen müssen. Besonders wichtig sind warme Temperaturen, eine hohe Luftfeuchtigkeit sowie eine stabile Wetterlage, oft nach oder während einer schwülwarmen Phase. Regenereignisse können eine Rolle spielen, sind jedoch nicht zwingend erforderlich. Entscheidend ist vor allem, dass Boden und Luft ausreichend feucht sind, da dies die Überlebenschancen der frisch begatteten Königinnen deutlich erhöht.

Die Geschlechtstiere – geflügelte Jungköniginnen und Männchen – verlassen das Nest meist in den frühen Abendstunden. Anders als bei bodennistenden Lasius-Arten findet der Abflug häufig aus Baumhöhlen oder Rindenspalten statt. Die Tiere steigen nur kurze Zeit in die Luft auf, und die Paarung erfolgt meist in unmittelbarer Nestnähe oder im Kronenbereich von Bäumen. Große, weithin sichtbare Schwärme sind daher selten zu beobachten.

Nach der Begattung sterben die Männchen innerhalb kurzer Zeit, wie es für Ameisen typisch ist. Die begatteten Jungköniginnen werfen ihre Flügel ab, suchen jedoch nicht sofort eigenständig einen geeigneten Nistplatz. Stattdessen verfolgt Lasius fuliginosus eine spezialisierte und evolutiv hochentwickelte Gründungsstrategie, die den Schwarmflug funktional ergänzt.

Für Halter bedeutet dies, dass Lasius fuliginosus zu den am schwierigsten zu gründenden europäischen Ameisenarten zählt. Ohne vorhandene Wirtskolonie oder künstliche Unterstützung ist eine erfolgreiche Gründung praktisch ausgeschlossen.

Aus biologischer Sicht zeigt der Schwarmflug von Lasius fuliginosus eindrucksvoll, wie stark Fortpflanzung, Lebensraumwahl und Sozialverhalten miteinander verknüpft sein können. Die Art ist damit ein Paradebeispiel für hochspezialisierte Anpassung innerhalb der Gattung Lasius.


  • Vorteile

    • faszinierende, glänzende Art
    • sehr ausgeprägtes Ausbauen von Ameisenstraßen
    • beeindruckende organisation im Nest
  • Herausforderungen

    • Nest wird nicht einsehbar sein
    • sehr anspruchsvolle Nestanforderungen
    • später sehr hoher Platzbedarf
    • sehr spezielle und anspruchsvolle Gründungsphase